Samstag, 12. November 2011

Alice und die Antworten

Über die Bewusstseinserweiternden Substanzen

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Wolfgang Sterneck

ALICE UND DIE ANTWORTEN

- Ritual, Konsum und Ayahuasca -

Der Schwerpunkt unserer Arbeit als "Alice - The Drug- and Culture-Project“ liegt liegt in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen bzw. manchmal auch älteren Erwachsenen. Unsere Ziele liegen dabei im Zusammenhang mit Drogen einerseits in der Entwicklung einer Drogenmündigkeit, das heißt in einem möglichst souveränen, bewussten und selbstbestimmten Verhältnis zu psychoaktiven Substanzen, das auf sachlichen Informationen basiert. Dies mag fast schon banal klingen. Ein Blick auf eine größere Techno-Party oder auf das Oktoberfest macht schnell deutlich, dass hier in Bezug auf legale wie illegale Substanzen oftmals kein mündiger Umgang gegeben ist.

[...] Keine Droge wird in einem bezugslosen Raum konsumiert, die Szene in der man sich bewegt hat genauso einen Einfluss wie gesellschaftliche Faktoren. So ist beispielsweise der Gebrauch von Alkohol sozial akzeptiert bzw. entsprechend verbreitet und bekanntlich nimmt der Alkoholkonsum in gesellschaftlichen Krisenzeiten zu.

[...] Vor diesem Hintergrund haben wir aus "Alice im Wunderland" folgenden Leitsatz abgeleitet:
"Die Antworten liegen in mir" sagte Alice als sie lächelnd durch den Spiegel trat.




Es gab keine Epoche in der Geschichte der Menschheit, in der nicht versucht wurde, den Spiegel zu durchschreiten und in andere Wirklichkeiten zu gelangen. Die Wege dorthin sind vielfältig, in einigen Kulturen ist es der trancehafte Tanz, in anderen sind es besondere Atemtechniken, Meditationen, die Sexualität oder der Gebrauch bestimmter psychoaktiver Substanzen.

Gegenwärtig werden psychoaktive Substanzen in unserer westlichen Kultur in zahlreichen Fällen unreflektiert und stark risikobehaftet gebraucht oder im Sinne einer Flucht genutzt. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wobei mangelnde Informationen, individuelle Defizite und auch eine oberflächliche Konsumhaltung wesentliche Aspekte bilden. Zu den strukturellen Ursachen gehören gesellschaftspolitische Faktoren, wie soziale Missstände, aber auch die Erfahrung zwischenmenschlicher Entfremdung als Folge eines Systems, welches Leistung und Profit über den einzelnen Menschen stellt.

Bei einigen Stämmen im Amazonas-Gebiet ist es Ayahuasca, das es ermöglicht den Spiegel zu durchschreiten und die Türen in diese anderen Wirklichkeiten öffnet. Der Ayahuasca-Trank besteht aus verschiedenen psychoaktiven Pflanzen, darunter insbesondere aus einer Liane. Der Hauptwirkstoff ist das DMT. Ayahuasca wird von Schamanen zur Heilung genutzt, es ermöglicht visionäre Wahrnehmungen und den Übergang in eine andere Welt, die von den Schamanen als die eigentliche verstanden wird.

Einschub: dieses Denken, diese Aussage überschneidet sich mit der Ansicht 
sehr vieler anderer Kulturen, zB des indischen Raums!



Ayahuasca ist inzwischen auch in Westeuropa und den Vereinigten Staaten verbreitet. Dabei sind der Umgang mit der Substanz und die entsprechenden Definitionen sehr unterschiedlich. Ich möchte auf einige Ansätze eingehen.

Interessanter Weise findet Ayahuasca gerade in der Esoterik- und New-Age-Szene besondere Aufmerksamkeit. Hier zeigt sich ganz besonders die Bedeutung der Definition. Denn hier konsumieren viele Personen Ayahuasca, die die Substanz nie genommen hätten, wenn man ihnen gesagt hätte, dass Ayahuasca eine Droge ist. Vielmehr wird der Trank dort von Seminar-TeilnehmerInnen als schamanisches Heilmittel bzw. als Medizin gebraucht.

Eine andere Definition: Ayahuasca als der neue Kick. Gerade die Party-Szene und in einem gewissen Rahmen auch Teile der psychedelischen Bewegung, soweit man überhaupt davon sprechen kann, ist immer wieder auf der Suche nach neuen Reizen, nach neuen Kicks. Man kifft schon ewig, hat Ecstasy längst hinter sich, Erfahrungen mit LSD, mit psychoaktiven Pilzen und vielleicht auch mit Ketamin - und dann gibt es diese "neue" Droge Ayahuasca - ganz biologisch und irgendwie hat sie auch noch was mit Schamanismus zu tun - und Schamanen sind "in". "Dann probieren wir es halt mal ..."



Unterschätzt wird dabei vielfach, dass selbstverständlich auch biogene Sunstanzen hohe Risiken beinhalten. Ebenso unterschätzt wird, dass generell psychedelische bzw. entheogene Substanzen nicht nur Visionen eröffnen können, sondern auch die inneren Abgründe. Zudem wird unterschätzt, dass der unreflektierte Gebrauch von psychedelischen oder entheogenen Substanzen als Spaßdrogen die "halt mal die Optics verschieben" ihnen ihr Potential nimmt.

Es macht keinen Sinn eine solche Substanz unreflektiert in einem anderen kulturellen Kontext zu gebrauchen. Aber ebenso wenig macht es Sinn ein ursprüngliches Ritual beispielsweise von einem Stamm im Amazonas identisch zu übernehmen. Der kulturelle Background ist zu unterschiedlich. Zudem wird dies oftmals von denjenigen, denen diese Rituale in ihrem Kontext heilig sind, als respektlose Vereinnahmung empfunden

Notwendig ist vielmehr unter Achtung ursprünglicher Bezüge und vor dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrungen und kulturellen Bezüge eigene Rituale zu entwickeln. Sozusagen wie die Angehörigen eines Cybertribe, eines modernen Stammes der überliefertes Wissen genauso einbezieht wie die Entwicklungen der Gegenwart.

2 Kommentare:

  1. Ayahuasca ? kannste Näher drauf eingehen, ich kenn die Droge nicht. Aus was wird sie gemacht? Wie konsumiert man Ayahuasca? Wie ist die Wirkung, was macht sie?

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  2. "Die Macht der 4 Winde" beschrieb es ganz anschaulich, auch wenn der Autor mittlerweile Zeifelhaft sein soll. Ayahuasca wird aus einer Urwaldliane gebraut und wohl meist als Getränk (leicht alkoholisch wenn ich mich nicht irr) eingenommen.

    Ich würde es nicht so Standartmäßig unter "Droge" klassifizieren, denn "Drogen" sind alle Arten von Pflanzenmitteln die zu Heilzwecken und zur Entspannung verwendet werden... auch Tee und Fenchelextrakt ;)

    ich würd dir zur Wirkung solcher Pflanzen ein schamanistisches Überblicksbuch empfehlen oder eine Internetseite... ich selber hab mich noch nicht näher beschäftigt damit.

    LG

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