Sonntag, 6. November 2011

Jesus? - IV

War Jesus ein Revolutionär?!
Bibelkritik - Jesus 5




Erich Fromm, der Begründer der humanistischen Psychoanalyse, sah in Christus einen Sohn, der gegen die gottväterliche Autorität aufbegehrte, so wie es kleine Leute manchmal gegen die Mächtigen tun.

Er hielt den christlichen Glauben für "eine Religion von Empörern und Revolutionären."

Wir sollten diesen Gedanken nicht unwidersprochen übernehmen, denn das frühe Christentum war weder staats- noch autoritätsfeindlich. Es lehnte sich höchstens gegen die beengenden Regeln der Tempelpriester auf.

Zudem war die Anhängerschaft der ersten Christen bis weit ins 4. Jahrhundert hinein so gering, dass man nicht von einer umfassenden Volksbewegung sprechen kann.



Ist es nicht erstaunlich, dass die Menschen einen Versager zur
Heilsfigur erhoben haben? Dass Männer und Frauen einem Mann zujubeln, der erst verspricht, die Verhältnisse auf der Welt zu ändern, dann aber gedemütigt wird und gewaltsam zu Tode kommt, ohne seine Zusagen eingelöst zu haben?

Entgegen aller Vernunft haben es Jesus‘ Anhänger trotzdem geschafft, andere von diesem Menschen zu überzeugen, aus seinem Scheitern einen Triumph zu machen und sein Leben als einen göttlichen Heilsplan zu formulieren.

Sollte nur ein leidender Schwächling in der Lage gewesen sein, die Schwachen und Ängstlichen dieser Welt für sich zu gewinnen? Oder hatte man einfach das lange Warten auf den versprochenen König aufgegeben und das Scheitern am Kreuz als den eigentlich angestrebten Sieg verkündet, um der Schmach des Irrtums zu entgehen?




Das "Kindheitsevangelium"
Bibelkritik - Jesus 6


Weit verbreitet war lange Zeit das noch heute in Buchhandlungen erhältliche apokryphe (in der Bibel nicht aufgeführte) Kindheitsevangelium, dessen angeblicher Verfasser Thomas ebenfalls den Namen eines Jesus-Jüngers trägt.

Der eine oder andere Bibelwissen- schaftler ist der Auffassung, es verdiene eine Aufnahme in die Bibel.

Erzählt wird die frühe Kindheit Jesu. Wie diese ausgesehen haben soll, will ich an ein paar kurzen Beispielen zeigen: Eines schönen Tages spielte der fünfjährige Jesus am Ufer eines Baches. Zum Spaß leitete er das vorbeirauschende Wasser mit bloßer Willenskraft in kleine Teiche um (3,1-3).

Ein Nachbarsjunge nahm einen Weidenzweig und fegte das sorgfältig angesammelte Wasser wieder aus den Pfützen. "Du Dummkopf", schrie Jesus. "Was haben dir denn die Teiche getan? Jetzt wirst auch du verdorren!"

Nach diesen Worten fiel der Junge auf der Stelle tot um und Jesus ging frohgemut nach Hause.

Ein paar Tage später, als Jesus durch Nazareth bummelte (4,1-8), rempelte ihn ein Kind an. Jesus wurde wieder wütend. "Du sollst auf deinem Weg nicht weitergehen!", fauchte er und auch dieser Junge fiel hin und starb.

Die Menschen im Dorf wurden aufgebracht und wandten sich an Josef, damit er den Jungen zur Rechenschaft zöge (5,1-9). Doch das verärgerte Jesus noch mehr und er machte alle blind, die sich über ihn beschwert hatten. Sein Motto lautete ganz im alttestamentarischen Sinn: Wer mich nicht respektiert, wird bestraft!

In einer anderen Geschichte (16,1-2) schickte Josef seinen Sohn Jakobus los, um Holz zu sammeln. Dabei biss diesen eine Natter in die Hand. Starr fiel er zu Boden, dem Tode nah. Da trat Jesus auf ihn zu und blies auf die Wunde. Sofort hörte der Schmerz auf, das Tier zerplatzte und Jakobus war wohlauf.

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