Dienstag, 15. November 2011

Jesus? - VI

Der 25. Dezember wird Geburtstag
Bibelkritik - Jesus 8

Im Jahr 353 erklärte die Kirche den 25. Dezember zum Geburtstag Jesu. Diesem Beschluss gingen jahrzehntelange Diskussionen voraus.

Im Jahr 200 hatte Clemens von Alexandrien noch den 17. November für das Geburtsdatum gehalten, andere tendierten zum 20. Mai oder 19. April.

Die religionspolitisch kluge Wahl des 25. Dezember setzte sich schließlich durch. An diesem Tag feierten nämlich die Römer nach alter Tradition die Wintersonnenwende, bei welcher der Sonnengott Mithras aus einem Felsen geboren und von Hirten beschenkt wurde.

In unterirdischen Kultstätten feierten die Menschen den Mythos von der Geburt der Sonne. Bei Tagesanbruch traten sie hinaus in die Morgendämmerung, wobei sie als Symbol des wiedergeborenen Sonnengottes oft die Statue eines Kindes bei sich trugen und jubelten: "Der große König, der Wohltäter ist geboren."
Genauso frohlocken die Engel bei Lukas (Lk 2,11): "Heute wurde euch der Heiland geboren."
Man wollte mit der Festlegung gerade dieses Geburtsdatums den damals noch sehr populären Mithras aus dem Bewusstsein des Volkes verdrängen. Die mit staatlicher Macht neu bekehrten Heidenchristen sollten den alten Götterglauben endgültig ablegen und trotzdem ein Gefühl religiöser Vertrautheit mitnehmen.

Die Bibel selbst weiß nämlich weder etwas vom 25. Dezember noch von der Adventszeit, die übrigens erst im 6. Jahrhundert aufkam. Die Urchristen hatten nicht den Geburtstag Jesu, sondern Passah, Ostern und Pfingsten gefeiert.

Dass Jesus wirklich im Dezember geboren sein soll, stellt Lukas mit seinem Bericht über die legendäre Heilige Nacht nämlich selbst schon ad absurdum (Lk 2,8): "Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde."
Es ist nicht anzunehmen, dass Hirten Ende Dezember noch draußen bei ihren Schafen auf dem offenen Feld sind. Schon ab November kommen die Tiere in ihre Ställe, denn bald beginnt in dieser Region die kalte Regenzeit. Im Dezember fallen durchschnittlich 147 Millimeter Niederschläge.

Auch von Ochs und Esel und anderen Beigaben, die wir in Krippenspielen zu sehen bekommen, steht nichts in der Bibel. Sie sind Bestandteile der Volksfrömmigkeit und stammen oft aus der apokryphen Literatur.



Prophet Jesaja kündigt im A.T. Jesus Geburt an
Bibelkritik - Jesus 9

Ein wichtiger Fakt biblischer Verkündigung ist die Aussage, Propheten hätten im Alten Testament die Niederkunft Jesu angekündigt.

So lesen wir zum Beispiel bei Lukas, dass ein Engel der jugendlichen Maria die Geburt eines Kindes ankündigten (Lk 1,31): "Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben."
Das entsprach aber nicht der Prophezeiung, denn der Prophet Jesaja hatte im Alten Testament vorausgesagt (Jes 7,14): "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel."

Um einen Text zu verstehen und beurteilen zu können, sollte man immer nach dem Autor hinter den Zeilen fragen. Wer also war dieser Prophet Jesaja, der das Kommen des Messias vorausgesehen haben will?
Jesaja hatte seine Weissagungen etwa um das Jahr 540 v. Chr. niedergeschrieben. Er predigte und prophezeite wild durcheinander, verfasste eine seitenlange Verfluchung Nichtgläubiger und kündigte unter anderem eine Überflutung des ganzen Landes Judäa an (Jes 8,7-8): "Siehe, so wird der Herr über sie kommen lassen die starken und vielen Wasser des Stromes, (...) sie werden einbrechen in Juda und sie wegschwemmen und überfluten, bis sie an den Hals reichen."
Bis heute ist so ein Unwetter nicht eingetroffen.
Dem Volk Israel prophezeite er ewigen Frieden (Jes 9,6): "Des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich." Stattdessen herrscht bis zum heutigen Tag fast pausenlos Krieg. Jesaja kündigte vieles an, was nie eintreffen sollte.

Der Prophet Daniel wiederum sah den Messias kommen mit weltlicher Macht wie einen König (Da 7,14): "Der (Gott) gab ihm Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker (...) dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende."
Daniel sah keinen barmherzigen Prediger auf einem Esel reitend, sondern einen mächtigen Herrscher (Da 7,27): "Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen."

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