Freitag, 16. Dezember 2011

türkischer Kreationismus

Darwin gegen Allah


Biologie: ja, Evolution: nein. Neuerdings boykottieren muslimische Studierende zunehmend Vorlesungen, in denen die Evolutionstheorie behandelt wird. In der Türkei stehen die von Charles Darwin begründeten Erkenntnismodelle sogar seit kurzem ganz offiziell auf der staatlichen Abschussliste.
Die Evolutionstheorie gilt als so verwerflich wie Pornografie, nachdem eine Regierungsbehörde vor wenigen Tagen Seiten wie darwinday.org oder aboutdarwin.com auf eine Sperrliste setzte. Alle Internetseiten, welche die Worte „Evolution“ oder „Darwin“ enthalten, sollen mit dem neuen Filter von der Erreichbarkeit ausgeschlossen werden.

Seiten, die kreationistische oder evolutionstheoriekritische Ideen verbreiten, sind hingegen wie gewohnt zu erreichen. Der Bann erfolgte gleichzeitig mit dem Start einer Kampagne für ein „sicheres Internet“ Ende November, mit dem Familien ihre Kinder vor unerwünschten Inhalten schützen können sollen. Es ist ein neuer Höhepunkt der Auseinandersetzung der islamischen Welt mit nicht korankonformen Erkenntnissen der Wissenschaft. Der Kampf gegen Darwins Lehren kostete im Frühjahr 2009 zuletzt der Leiterin eines Wissenschaftsmagazins ihren Job, nachdem sie eine Geschichte über die Evolutionstheorie auf den Titel gebracht hatte.

Dem Wissenschaftsmagazin New Scientist nach gilt die Türkei zudem als ein Zentrum des islamischen Kreationismus. Einer der Protagonisten bei der Verbreitung dieser Ideen ist der Schriftsteller Adnan Oktar, der auch unter dem Pseudonym Harun Yahya publiziert. Oktar, der in der Vergangenheit auch mit kruden Verschwörungstheorien von sich reden machte, ist unter anderem Vorsitzender der sogenannten Wissenschafts- und Forschungsstiftung BAV.


Aufsehen erregte er etwa, als die Stiftung im Frühjahr 1998 eine Kampagne gegen Evolution und Darwinismus begann und dabei unter anderem Tausende Freiexemplare seines Buchs The Evolution Deceit (deutsch: Der Evolutionsbetrug) verteilte und dafür Ganzseitenanzeigen in vielen Zeitungen schaltete. Einige Jahre später veröffentlichte er einen 800-seitigen „Atlas der Schöpfung“ im Hochglanzformat, der bisher eine Auflage von mehreren zehntausend Exemplaren erreicht hat. Die Aufmachung von Oktar und seinen Ideen ist attraktiv und islam-konform. Er warnt unter anderem davor, dass die Evolutionstheorie zum Atheismus führt.




Ein Hintergrund der Vorgänge: in vielen muslimischen Ländern setzen Menschen die Akzeptanz der Evolutionstheorie gleich mit Atheismus. Die Verbreitung ist dementsprechend gering. Den Angaben von Salman Hameed, einem Astronomie- und Religionskundelehrer, der aus Pakistan stammt, sind nur zwischen zehn und 25 Prozent der Menschen sind in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung von der Gültigkeit der Evolutionstheorie überzeugt. 
Zum Vergleich: In Deutschland akzeptieren laut Umfragen immerhin 60 Prozent die Tatsache, dass sich unsere Spezies aus anderen Lebensformen entwickelt hat. Hier glauben 20 Prozent, die Menschheit sei von einem Gott kreiert.

Ein Problem haben die islamischen Kreationisten nicht, das in Kreisen des christlichen Kreationismus häufig von Bedeutung war. Dem Koran nach ist die Erde, anders als laut einigen Verständnissen der Bibel, nicht vor rund 6.000 Jahren von einem Gott geschaffen worden. Mit dem Koran ist die Vorstellung von einer bereits Milliarden Jahre dauernden Entwicklungsgeschichte eher zu vereinbaren als mit dem heiligen Buch der Christenheit. Ein bequemerer Raum für Argumente, die den Glauben an Schöpfung und intelligente Gestaltung verbreiten wollen. Der Vorteil für die Theologen: Die von der (westlichen) Wissenschaft erarbeiteten Fakten können schwerer dem traditionellen Glauben mit seinen metaphysischen Überzeugungen und religiösen, dualistischen Lehren und Geisteshaltungen etwas entgegensetzen – und eine philosophische Reflex der Evolution in kulturellen Fragen wird ebenfalls zum Ding der Unmöglichkeit.


Die Konsequenzen zeigen sich auch in westlichen Ländern. Die Daily Mail berichtete Ende November, dass zunehmend mehr muslimische Biologie- und Medizinstudierende Vorlesungen boykottieren, welche die Evolution thematisieren. Die Begründung lautet, dass die Evolutionstheorie im Widerspruch zum Koran steht. Unter den Boykotteuren befinden sich sogar Praktikanten, also Studierende im fortgeschrittenen Stadium.

Steve Jones, emeritierter Professor für Humangenetik am University College London (UCL), berichtete laut Daily Mail, dass die Studierenden die Vorlesungen nicht nur boykottieren. Sie beklagen sich in E-Mails und Briefe, diese Inhalte überhaupt kennen zu lernen müssen. Während er in früheren Jahren noch einzelne Diskussionen mit fundamentalistischen Christen hatte, sei die Verweigerung bei den Muslimen nun „überwältigend“. Der Imam und Professor für Business Information Systems an der Middlesex University Usama Hasan habe Todesdrohungen erhalten nachdem er öffentlich sagte, der Islam könne mit dem Darwinismus vereinbar sein. Richard Dawkins habe ebenfalls Bedenken über die Menge muslimischer Studierender geäußert, die den Vorlesungen fernbleiben oder sie wieder verlassen.

Adnan Oktars Einfluss scheint auch hier nicht ohne Wirkung zu sein. Seine Bücher und Videos seien in Großbritannien in vielen Buchläden zu kaufen, ferner veranstalte er regelmäßig Lesereisen durch das Land, in denen er aus seinen Schriften vorträgt. Zuletzt gab es 2008 am UCL eine Vorlesungen, in diesem Jahr besuchte er London, Manchester, Leeds, Dundee und Glasgow. Und auch im deutschsprachigen Raum versucht er seit einer Weile, seine Ideen zu verbreiten.



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hier kam dann noch eine Verlinkung seiner Seite harunyahya.de
... sie ist zum Davonlaufen, ihr könnt sie euch ja ansehn wenn ihr harte Nerven habt O_o

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