Dienstag, 6. Dezember 2011

vom UNSINN "Zeitgeist" - Teil 10

Jetzt zieht Zeitgeist Moses auf...



Und weiter mit den Parallelen: Moses, der Gesetzgeber, wie Manou in Indien, Minos in Griechenland und Mises in Ägypten.

Zu Manu, die Schreibweise Manou kommt nur im Film vor. Im Hinduismus ist Manu (Sanskrit, मनु, m., manu, Mensch, Menschheit) der Urvater der Menschheit, jedoch auch die Menschheit an sich (vgl. Manusmriti). Von Gesetzgeber oder derlei steht da nichts.

Minos: Nach Homers Odyssee stimmt dies, aber nur nach ihr. Ansonsten gilt Minos als einer der Richter in der Unterwelt. Eine gewisse Verwandtschaft ist da, aber zwingend ist sie nicht.

WTF ist Mises? In den tiefen des Internet taucht er als ägyptische Gottheit oder als Gesetzgeber NUR in Diskussionen zum Film auf. Sonst kennt ihn keiner. Fehlanzeige. Den Ägypter Mises scheint es nie gegeben zu haben. Und wenn ja dann ist er seit ein paar tausend Jahren inkognito unterwegs. Nur die besonders erleuchteten Esoteriker wissen von ihm, aber selbst die erzählen nie davon!





Der Dekalog, die 10 Gebote: Abgeschrieben habe Moses, geklaut sei alles, nur nachgeäfft dem viel umfassenderen und ausgeformteren Totenbuch der Ägypter. Klingt auf dem ersten Blick, bzw. bei ersten audiovisuellen Schnelldurchlauf plausibel, hat aber einen Haken: es ist nicht so! Die Unterschiede sind größer als die Gemeinsamkeiten: „Thematisch verwandte Reihenbildungen finden sich auch anderwärts im Alten Orient, so als „Negatives Sündenbekenntnis“ (mit vornehmlich magischer Funktion) im ägyptischen → Totenbuch (Spruch 125 [in: TUAT II/4, 511-514]) oder als negativ zu beantwortende Fragenkataloge in mesopotamischen Dämonenbeschwörungen (z.B. Serie Šurpu [in: AOT, 324f]).
Sie gehen allerdings weit über die Zehnzahl hinaus, sind formal ganz anders stilisiert und erfüllen Funktionen in magischen Zusammenhängen. Sie tragen deshalb zum Verständnis des Dekalogs nichts bei. Sachliche Berührungen gibt es ohnehin nur mit den Geboten der sog. zweiten Tafel des Dekalogs.“
[Sprich: die Gebote 5 bis 10]


Die steile These des Films wird noch steiler: vieles aus dem Alten Testament sei aus ägyptischen Quellen „entliehen“. Die ägyptische Religion sei wahrscheinlich- upps ein „wahrscheinlich“ - die „primäre fundamentale Religion der christlichen Theologie“. Aufgezählt werden: Taufe, Leben nach dem Tod, Jüngstes Gericht, Jungfrauengeburt, Wiederauferstehung, Kreuzigung, Bundeslade, Beschneidung, Retter, Hl. Kommunion, große Flut, Ostern, Weihnachten, Pessach.

  • Taufe: Reinigungs-, Initiations- und Heiligungsbäder gab es im Mittelmeerraum in den unterschiedlichsten Formen. Warum soll ausgerechnet die ägyptische Form für das Christentum prägend gewesen sein?
  • Leben nach dem Tod: Böses Faul des Films, denn ein solches kannte das Judentum und das Alte Testament lange Zeit nicht. Erst durch die Begegnung mit der Himmels- und Götterwelt der Babylonier, erst durch die Erfahrung verschiedener Katastrophen des jüdischen Volkes hielt diese Vorstellung Einzug in den Texten der Bibel. Noch zur Zeit Jesu gab es eine einflussreiche religiöse Gruppe, die Sadduzäer, die den Glauben an die Auferstehung und eine unsterbliche Seele ablehnten.
  • Jüngstes Gericht: Da gilt dasselbe wie beim Leben nach dem Tod. Der Glaube an ein solches hat sich sogar noch später entwickelt: „Hat sich die Vorstellung eines Jenseitsgerichts erst im nachalttestamentlichen Judentum (und im frühen Christentum! vgl. Mt 25,31-46) voll entfaltet …„
  • Jungfrauengeburt: Diese Vorstellung gab es in der gesamten Antike. Jedoch gerade die Juden teilten sie nicht! Sie kam erst mit dem Christentum und da mehr geprägt von römisch-hellenistischen Vorstellungen. Die oft zitiere Stelle Jes 7, 14 „… eine Jungfrau wird ein Kind gebären…“ ist schlicht eine Falschübersetzung (der griechischen Bibelübersetzung „Septuaginta“) des hebräischen Wortes für JUNGE FRAU „alma“ mit dem griechischen „parthenos“. Ein Missverständnis, das bis heute anhält. [Und in den Außerbiblischen Texten wird stets nur von göttlichen Zeugungen gesprochen - nicht jedoch dass diese a-sexuell von Statten gegangen wären!]
    Wiki - Jungfrauengeburt
  • Wiederauferstehung: Mal wieder doppelt der Film seine Aussage, um mehr Masse vorzutäuschen.
  • Kreuzigung: Das ist der größte Mumpitz. Die Kreuzigung war eine Strafe, die von den Phöniziern über die Assyrer und Perser nach Griechenland und von da schließlich nach Rom kam. Von Ägypten kann keine Rede sein.
  • Bundeslade: Endlich mal ein Treffer! Es gibt ägyptische Vorbilder eines solchen „transportablen Gottesthrons“. Inwieweit jedoch diese Vorbild für die Bundeslade sind, ist (bisher) nicht geklärt.
  • Beschneidung: „Der Ursprung des Brauchs der Beschneidung ist weitgehend ungeklärt.“ Mehr muss man in diesem Zusammenhang nicht wissen. Diskutiert wird auch, ob die Beschneidung bei den Juden ~1600, ~1200 oder ~600 v. Chr. eingeführt wurde.
  • Retter: Stimmt, der kann nur von den Ägyptern kommen. Das Konzept eines Retters gibt es ja sonst nirgends auf der Welt! ;-)
  • Heilige Kommunion: Was auch immer damit gemeint ist. Ein gemeinsames Mahl als kultische Verbindung (communio) zu einen oder mehreren Göttern gibt es in vielen Religionen. Was also soll daran spezifisch ägyptisch sein?
  • große Flut: Seit wann stammt der Gilgamesch-Epos aus Ägypten? Hier widerspricht sich der Film selbst.
  • Ostern: Was um alles in der Welt soll an Ostern aus Ägypten kommen? Außer dass es als Frühlingsfest missverstanden wird, nicht viel.
  • Weihnachten: Außer die oben behaupteten Parallelen zu Horus kann hier eigentlich nichts weiter gemeint sein, oder? Ach ja: die ganze astrologische Interpretation
  • Pessach/ Passah: Ein Fest, das auf verschiedene Einzelfeste zurück geht, die zum Teil in die Nomadenzeit der Israeliten zurückreichen. Kann sein, das dabei ägyptische Ursprünge dabei sind.




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Und noch ein letzter Kronzeuge muss herhalten für die Thesen des Films. Es ist keine alt- oder neutestamentliche Figur, sondern der „Kirchenvater“ Justin der Märtyrer (~100 – ~165 n.Chr.). Dieser habe in seinen Schriften gesagt, dass die Christen mit Jungfrauengeburt, Kreuzigung, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu nichts anderes von ihm sagen, als die Heiden von Jupiters Söhnen. Etwas verkürzt gibt dieser Satz wichtige Thesen von Justins erster Apologie wieder. Erklärend kommt im Film ein angeblich wörtlich zitierter Satz hinzu: „Er war durch eine Jungfrauengeburt geboren, nehmt das an in Gemeinsamkeit mit Perseus.“ Was das bedeuten soll, wissen allein die Götter! Ein Blick in die „Bibliothek der Kirchenväter“ und alles wird klar. Dort heißt es nämlich schlicht: „Wenn wir ferner behaupten, er sei von einer Jungfrau geboren worden, müßt ihr hierin eine Übereinstimmung mit Perseus zugeben.“

Du meine Güte! Was ist denn in Justin gefahren? Sagt der tatsächlich, das Christentum sei eine Kopie heidnischer Religion? Ja und nein. Was er schreibt ist eine Apologie, zu deutsch eine Verteidigungsschrift oder -rede für das Christentum. Er will seinen philosophisch gebildeten Zeitgenossen klar machen, dass das Christentum eine vernünftige Religion ist, dass die Christen Dinge glauben, welche die Heiden ebenfalls von ihren Göttern glauben, wie Jungfrauengeburt, Auferweckung von den Toten, Himmelfahrt etc. Dabei geht er ziemlich weit. So weit, dass man seine Gedanken als Eingeständnis des Christentums als Kopie verstehen kann. Muss man aber nicht. Und mit der ägyptischen Religion argumentiert er sowieso kaum, sondern fast ausschließlich mit dem Götterhimmel von Römern und Griechen.

Mit dieser Art von Eisegese, dem Hineindeuten von außen in die Texte, kann man alles aus und mit der Bibel machen. Auch wenn es nicht so sensationell wie im Film klingt, die Bibel ist ein literarisches Werk in einem Zeitraum von ca. 1000 Jahren geschrieben. Von Dutzenden von Autoren, mit je unterschiedlichen Lesern und Intentionen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Aber eines ist sie ganz bestimmt nicht: ein astrologisches Werk! Da irrt der Film ganz gewaltig. Mich erinnert diese Behauptung an die Versuche der sog. „Deutschen Christen“ im 3. Reich, einen „arischen Heiland“ aus der Bibel herauszulesen. War auch ein völlig unangemessener Versuch, die Bibel in ein Korsett zu zwängen, das nicht zu ihr passt. Genauso macht es auch das Korsett „Verbalinspiration“ fundamentalistischer Christen mit solch „lustigen“ Ergebnissen, wie eine 12.000 Jahre alte Erde, und dem baldigen Weltende in Israel.


Endlich, endlich kommt der Film auf sein eigentliches Ziel zu sprechen. Mit seinen „Beweisen“, dass Jesus ein Plagiat des Horus und anderer Götter ist, wollte er nur eines: dem Zuschauer verklickern, dass es Jesus nie gegeben hat! Da ist der Film auf der Höhe der Zeit, so von vor 100 Jahren. Als wichtigstes Argument nennt der Film: es gibt keine außerbiblischen Quellen aus jener Zeit, die etwas von ihm wissen. Plinius der Jüngere, Tacitus und Sueton beziehen sich ausschließlich auf die Christen, nie aber auf Christus.


Dafür, dass Jesus tatsächlich gelebt hat, spricht folgendes:

* die Erwähnung bei Josephus: nicht das Testomonium sondern die Jakobusnotiz (um 62 n.Chr)
* die frühe Erwähnung von Christen bei Sueton (um 120), Tacitus (116 – 117), Plinius dem Jüngeren (um 110)
* Die Synode von Jamnia (um 95), bei der die Christen aus der jüdischen Gemeinde als Häretiker ausgeschlossen wurden

Und um ein Gegenargument von vornherein zu entkräften: es gibt nicht mehr Berichte über diesen sensationellen Wanderprediger, weil er wahrscheinlich gar nicht so sensationell war, und weil das damalige Galiläa aus der Sicht Roms so wichtig war wie eine quer sitzender Flatulenz. Erst durch den jüdischen Krieg rückte es in die Aufmerksamkeit und fand in Josephus seinen Berichterstatter.


Setzt man Ockhams Rasiermesser an, so lassen sich m.E. diese Belege am ehesten und am schlüssigsten mit der Annahme der Historizität der Person Jesu erklären. Nimmt man dies nicht an, so muss man zeigen können, dass es 62 n.Chr. schon Christen gab, die an einen Jesus von Nazareth glaubten, den es nie gab! Das erscheint mir persönlich sehr unwahrscheinlich. Aber wie bei allen historischen Debatten wird es auch hier kein abschließendes „So ist es“ geben. Wer überlegt und mit Kenntnis der Quellen zu anderen Schlüssen kommt, mag auch recht haben: es gibt m.E. kein abschließendes Ja oder Nein. Ob Jesus nun gelebt hat oder nicht: dass er als großer Wunderheiler, der die Massen begeisterte, durchs Land reiste, dass er zahllose (!) Wunder tat und nach seinem Kreuzigungstod auferstand, DAS entspringt allerdings dem Reich der Mythen, Legenden und des Glaubens. Davon reden nur die biblischen Autoren, die alle Gläubige waren, also weder objektiv noch distanziert zum Sujet ihrer Evangelien. Den Glauben daran überlasse ich denen, die es so haben wollen.



Und was er nun schlussfolgert, zeigt was das eigentliche Ziel dieser ermüdenden, verworrenen und dummen Suada ist: der erste Teil einer Verschwörungstheorie. Behauptet wird, das Christentum sei nichts weiter als eine „römische Geschichte, die aus politischen Gründen entwickelt wurde.“ Aha. Einer Theorie, die mit Kaiser Konstantin (272/285 – 337) und dem ersten Konzil von Nicäa beginnt. „Das politische Establishment wollte zur Kontrolle die Jesus-Figur echt erscheinen lassen.“ An diesem Gedanken ist schlicht ALLES falsch.


Das politische Establishment wollte damals eben gerade (noch) nicht zum Christentum konvertieren. Selbst Konstantin war bis kurz vor seinem Tod NICHT getauft! Im Imperium Romanum gab es höchstens 10% Christen und gerade am Hof und in der gesamten Oberschicht waren es weit weniger. Das Christentum war zu Beginn des 4. Jahhunderts noch immer eine Religion der Sklaven, der Außenseiter, derer, die nichts zu verlieren hatten, außer ihrem Leben. „[Es] sind kaum Anzeichen dafür erkennbar, dass der Kaiser plante, die traditionellen Kulte zu benachteiligen oder gar zu verbieten… Während die großen Kulte, die im Heer und in der Reichsverwaltung weiterhin zahlreiche Anhänger hatten, weitgehend unbehelligt blieben, ging Konstantin gegen vereinzelte Kulte (wie den mit Tempelprostitution verbundenen Aphroditetempel in Heliopolis) und christliche Häretiker rigoros vor… Heidnische Opferdienste konnten aber in aller Regel auch weiterhin ausgeübt werden.“ Da klingt alles überhaupt nicht nach „Kontrolle über das Volk“. Eine religiöse Kontrolle brauchte es nämlich gar nicht, die gab es sowieso durch die vielen Abgaben, die Brutalität des Militärs, die rigorosen Strafen, das Drohen mit Verbannung, Sklaverei und Kreuzigung. Nein. Konstantin hatte durch seine rücksichtslose Machtpolitik alles im Griff. Da unterschied er sich in nichts von seinen römischen Vorgängern.

3 Kommentare:

  1. euch hat Kirche Gehirn gefickt. so Blind und dumm seid ihr. Beweise wollt ihr nicht akzeptieren aber diese lügen schon.

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  2. unterschiede Größe als Gemeinsamkeiten. da gibt ihr zu dass es Gemeinsamkeiten gibt. also alles nur beschiss und Betrug

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  3. dient nicht Kontrolle. es hat wahrscheinlich ein Bischoff geschrieben. fck euch. fck religion und Kirche.

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