Donnerstag, 12. Januar 2012

Kaspar, Melchior, Balthasar?

also wie ist es nun mit den dreien?

In unserem letzten Post haben wir aufgezeigt, dass ihre Verehrung am Dreikönigstag (6.Januar) letztlich deshalb auf geraden jenes Datum gelegt wurde, um damit ein älteres Fest der Heiden zu überlagern.
Was aber hat es auf sich mit jenen Sterndeutern in Bethlehem?


Die Legenden um sie schuf sich die Kirche im 3. Jahrhundert, während ihre Namen erst seit dem 6. Jahrhundert erwähnt werden, und sie zudem nicht überall gleich heißen.
Ihr Hochfest in der katholischen Kirche ist der 6. Januar, der umgangssprachlich „Dreikönigstag“, auch „Dreikönig“ genannt wird. In der Liturgie heißt dieses Fest „Erscheinung des Herrn“, sowohl in der katholischen (Epiphanie) als auch in der evangelischen Kirche (Epiphanias).
Einer der Gründe für ihre landläufig genutzten Namen ist das "Cabeme" - der Segenszauber C B M der noch bis hin heutige Zeit an die Türpfosten und über die Hauseingänge geschrieben wird. Dieser soll angeblich Caspar Balthasar und Melchior anrufen, damit sie als Schutzheilige das Heim schützen...
Die Tradition aber ist wie so oft weit älter als die Heiligenverehrung ist.




Die erste Erwähnung die jene morgenländischen Magier mit Zahl und Namen nennt, ist das Apokryphe Kindheitsevangelium Jesu.

Dieser frühestens Ende des 2. Jahrhunderts verfasste Text, dichtet dem minderjährigen Jesus diverse Wundertätigkeiten an und war Teil der religiösen Erbauungsliteratur. In Mehrfach abgewandelter und übersetzter Form ist er bis nach Arabien gekommen und hatte sogar auf Mohammed und den späteren Koran seine Auswirkung.

Klein Jesu soll darin schon seit Kindesbeinen Wundertätig gewesen sein, und neben einer Geschichte in dem er Spatzen aus Lehm lebendig zauberte und seine Heilkraft wirken ließ, finden sich auch Geschichten dass er einen Jungen der ihm beim Spielen im Matsch die Pfützen zerstört hatte mal eben das Leben genommen hat, da er ihn "wie einen dürren Baum verdorren" ließ.

Ein anderes mit ihm spielendes Kind wurde von einer Schlange gebissen und Jesu wütender Blick sorgte dafür dass die arme Schlange zerplatzte. Allgemein erzählt dieser Text nicht von einem lieben folgsamen Jungen, sondern eher von einem verzogenen Gör, welches sich seienr Macht bewusst ist und diese nahezu provokativ missbraucht. Ich vermute ja dass sich ein Kind mit derartiger Vita schon früher herum gesprochen hätte im damaligen Syrien - viel fraglicher finde ich aber wie man jenem Jesus noch Sündlosigkeit nachsagen kann.

Doch gehen wir mal nicht weiter darauf ein. Der Text beanspruchte Jahrhundertelang Authentizität, welche er ebenso wenig verbürgen kann wie noch manch anderer Teil der Apokryphen und des Neuen Testaments. Seine ältesten uns bekannten Ab- und Umschriften haben wir aus dem 5. bzw 6. Jahrhundert - erstere in Lateinischer, zweite in Syrischer Sprache.

Die dort erwähnten Gabenbringer sind mit keiner Silbe als Könige benannt. Ein anderes Kindheitsevangelium (das armenische) führte sie als solche ein und nennt sie erstmalig als "Gaspar, Melquor und Balthasar" - Könige von Arabien, Persien und Indien. Ihre Namen sind aber in fast jeder Sprache unterschiedlich, allein dies macht es schon unwahrscheinlich das ausgerechnet sie auf das "K-B-M" zurückzuführen sind.

Ebenfalls verbreitete Namen für sie sind:
  • Apellius, Amerius und Damascus
  • Galgalat, Magalat und Sarathin.
  • Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph
  • Tanisuram, Mika, Sisisba
  • Awnison, Libtar, Kasäd
  • oder Theokeno, Mensor und Sair



Was soll der Segenszauber über den deutschen Türen also dann sein, wenn er nicht immer schon für die vielnamigen Heiligen stand?

Es ist ein Segenszauber aus dem alten Heidentum. Die Initialen von 3 zauberkräftigen Helferinnen, welche in der Tradition als Katharina, Margarethe und Barbara überliefert sind. heute nennt man sie landläufig "die heiligen drei Madln" (Madl -> Mädchen). Nicht viel anders als Lucia wurden sie als Volksgöttinnen in die katholischen Heiligenkataloge aufgenommen und ihr heidnischer Hintergrund mit monotheistischem Brauchtum überspielt. So sollen sie Teil der sog. "14 christlichen Nothelferinnen" sein, gehen ungeachtet dessen aber auf die Perchten Ambeth, Wilbeth und Borbeth zurück, deren Initialen man wohl ursprünglich an die Tür geschrieben hatte, bis die neue Benennung Einzug hielt.

Sie sollen in den Rauhnächten Haus Hof und Vieh vor den Geistern des Winters beschützen und zeigten sich als weiße Katharina - eine junge Frau noch vor Hochzeit und Geburt, rote Margarethe - die gebärende, starke Mutter und schwarze Barbara - die wissende Greisin.



Interessant in diesem Kontext dass auch die heiligen drei Könige zeitweise als Jüngling, Erwachsener und greiser Alter dargestellt wurden. So wurde im Laufe der Jahrhunderte aus den zu Heiligen gemachten Frauen eine Gruppe von Sterndeutern die segenbringende Triade.
"Das aus den Anfangsbuchstaben der heiligen drei Könige gebilde Zeichen Cabeme, C+B+M, gilt als zauberkräftiges Zeichen. So soll die Cabeme, mit Kreide angebracht, Gegenstände oder Gebäude vor dem Zugriff von Dieben bewahren. Außer Anfangsbuchstaben der Heiligennamen sollen die Buchstaben C+B+M auch eine Abkürzung des lateinischen Satzes Christus mansionem benedicat sein, zu Deutsch „Christus segne dieses Haus”. Am Dreikönigstag schrieb man es in diesem Sinne an die Haustür."
zitiert von: das schwarze netz


Und auch die Bezeichnung "Epiphanie" ist letzten Endes nicht allein von Christenhand.
Wie schon erwähnt, war dies die Bezeichnung des Heidenfestes, bei dem man das Erscheinen der Perchten ("Perchta" von "perath" = leuchtend, strahlend, prächtig, glänzend) erwartete - Zauberkräftige Frauen, Hexengöttinnen des alten Heidentums und Vorreiterinnen in Odins wilder Jagd.

Wie passend war es da, das Fest zur Epiphania domini - der Erscheinung des Herrn zu machen.
Ist es noch nötig zu erwähnen, dass der Herr an diesem Tage weder den Heiligen erschienen, noch geboren worden ist? Es gibt eine Geschichte von einem Knaben mit Kreuz in der Hand, welchen die Sterndeuter gesehen hätten als sie laut Matthäusevangelium und Buch Numeri ihren Auftrag wahrnahmen.

Doch weder kann diese Geschichte Wahrheitsanspruch haben (siehe dazu den bald Erscheinenden Artikel über die Frage nach Kreuzigung oder Pfahl) noch passt es es aufeinander dass eine Erscheinung die sie zu Beginn ihrer Reise hatten ausgerechnet zur Benennung ihres Ankunftstages taugen soll.


Wie viele Begründungen für christlichen Brauch und Tradition:
so manches stimmt hier nicht.

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