Samstag, 14. Januar 2012

Bücher von Abtrünnigen (3)


Universalgeschichte des Bösen



Wer glaubt eigentlich noch an den Teufel?
Jeder der diese Gestalt für die Verkörperung des Boshaften und schlechten hält, der sollte sich eines klar machen: ein "Teufel" ist allein in den Religionen der drei Monotheistischen Religionen existent.
Keine Heidenkultur kennt einen allmächtigen Gegenspieler - denn keine dieser Kulturen brauchte soetwas.


Der Teufel als Spukgestalt zur Einschüchterung der Gläubigen
darüber erzählt der folgende Roman, der eigentlich ein Sachbuch ist.

Messadié malt ein farbenprächtiges Panorama der Kulturen und Religionen der Welt. In den Mythen und Legenden wie in der Geschichts- und Religionsforschung sucht er nach den Inkarnationen des Bösen, von den Urvölkern bis zu den heutigen Weltreligionen. Anhand der weltgeschichtlichen Fakten und mit feiner Ironie belegt Messadié seine These: daß der Teufel als Gegenspieler Gottes eine blasphemische Erfindung zur Begründung und Absicherung von Macht und Herrschaft war und ist, von der Lehre Zoroasters über die Inquisition bis heute. »Ein Geschichtskrimi, in dem die Spannung nur von der enzyklopädischen Wissensbreite übertroffen wird.«
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Leserkommentare:

Dieses Werk von Gerald Messadié rückt nicht zuletzt aufgrund seiner 45-seitigen Zitaten-Sammlung in die Nähe einer Habilitation, welches eher ein Kompendium der Religions-Geschichte, ein Völkerkundebuch darstellt, als eine Abhandlung über die Suche nach dem Bösen. Der Teufel, im Grunde ein gefallener Engel? Messadié begegnet auf seiner Geschichts- und Weltreise nicht weniger als 4.000 Gottheiten. Die meisten davon in polytheistischen Religionen, die von einem Teufel auch weitgehend verschont blieben. "Daimones" = Gott - Geist - Genius. Mythen sind eine dornige Sache: Die Ägypter, Hindus, Mexikaner und viele andere Völker haben die Schlange als Gott verehrt. Erst in der christlichen Mythologie sollte sie ein Werk des Teufels, gar der Teufel selbst sein.

Der Teufel, eine Erfindung totalitärer, kriegslüsterner Mächte, in denen er in die Positionen als "Staatsbeamter" rückt, als Hüter religiöser Gesetze. Jeder, der sich über diese hinauswagt, gerät in seine Fänge. Die Konsequenz: Jahrhunderte lange Religionskriege, Kreuzzüge, Inquisitions-Apparate und Genozid-Versuche. Schlussendlich muss der Leser sich seine eigene Meinung bilden.


Wie kann der Teufel die Versuchung erfunden haben, wenn er zuvor ein Engel gewesen sein soll, der der Versuchung nicht widerstehen konnte? Wie konnte er Jesus Ländereien anbieten, die diesem (als Gottes Sohn) doch schon gehörten? Diese und weitere Gegenargumente liefert das Buch.

Gerald Messadié, 1931 in Kairo geboren, Weltreisender und Autor zahlreicher historischer Romane und Sachbücher wie „Ein Mensch namens Saulus“, „Ein Mensch namens Moses“, „Ein Mensch namens Jesus“ und „Verfolgt und auserwählt – die lange Geschichte des Antisemitismus“ zeichnet mit seiner „Universalgeschichte des Bösen“ die Entstehung des Teufels als alleinigen und machtvollen Gegenspieler des Gottes der Monotheisten nach.

Er unternimmt den grossartigen, wenn nicht unmöglichen Versuch, alle Religionen der Welt zu untersuchen, ob sie Anzeichen für den Teufel, wie wir ihn seit dem Mittelalter aus der Christlichen Lehre kennen, zeigen. Dieser Teufel ist Gott nahezu ebenbürtig, zumindest was seine Anhängerschaft und seine Ambitionen angeht. Messadié findet heraus, dass der Teufel weder in den Ozeanischen, den Indischen, Chinesischen noch den Japanischen und Heidnisch-Keltischen Religionen existierte.

Das Böse an sich, in Persona, als Verführer, als von Gott abgefallener Ex-Engel, der nichts anderes zum Ziel hat, als die Verdunkelung der Welt, die Zerstörung des Werkes Gottes und der Trennung der Menschen von ihrem Gott ist in keiner der genannten Religionen zu finden. Auch in Ägypten, Afrika, bei den Ureinwohnern Nord-, Mittel und Südamerikas, recherchiert Messadié dem Satan hinterher. Ohne Erfolg - zunächst



Nach dem Lesen dieses Buches haben sich bei mir neue Horizonte aufgeschlossen. Der Teufel wurde erfunden, um der herrschenden Priesterkaste im heutigen Iran die Macht zu erhalten. Diese Priesterkaste wurde angeführt von Zarathustra, einer nicht ganz unbekannten Persönlichkeit. Über die Entwicklung und Ausarbeitung im Judentum kam der Teufel ins Christentum. Hier erfuhr er in Jahrhunderten seine Ausformulierung, die ihn zum Gegenspieler Gottes werden ließ. Der Teufel war nun in allem, was der Kirche zuwiderlief. Alle Andersdenkenden waren des Teufels - am deutlichsten sichtbar an der Inquisition. Zusammenfassend kann man Herrn Messadie nur danken, dass er solch ein Buch geschrieben hat.


Das Buch ist seriös verfaßt. Es weißt eine Reihe von Fußnoten und Quellen auf und neigt auch nicht zur Übertreibung. Wohl aber ist durch den ganzen Text die Absicht des Autors zu erkennen, den Teufel als exoterisches, politisch-religiöses Machtinstrument zu entlarven. Messadié geht gar nicht auf die archetypische individualpsychologische Bedeutung des Teufels ein - die sich mit Sicherheit in den letzten 1000 Jahren eingestellt hat - er zeigt vielmehr auf, daß die Setzung des einen Teufels eine relativ junge Entwicklung ist und wenig tiefgreifende Bedeutung hat.

Messadié beschreibt auch immer wieder, daß es sehr wohl in allen Kulturen Dämonen und eine größere Anzahl von "Plagegeistern" gegeben hat. Diese waren aber neben ihrer relativ geringen Bedeutung (es waren keine Erzbösewichte) auch noch meist ambivalenter Natur. Hatten also sowohl positive, wie negative Eigenschaften. Deswegen findet der Leser auch viele Bestätigungen für weit entwickelte differenzierte Vorstellungen von Geistern, Göttern und Dämonen, die sich in allen Kulturen als Ausdruck archetypischer Kräfte finden.

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