Donnerstag, 19. Januar 2012

STOP SOPA!

Am heutigen Tage - dem 18.01.2012 - hat die wohl größte virtuelle Rebellion in der Geschichte des Internets stattgefunden. Unzählige Internetseiten für den Schutz von Filesharing und Meinungsfreiheit, aber selbst die Großanbieter Facebook und Wikipedia revoltieren - gegen ein amerikanisches Gesetz!


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Es folgt eine Sammlung von Nachrichten zum heutigen Tage


Wikipedia-Schwarzbild gegen Sperrgesetz

 

In einer beispiellosen Aktion hat das englischsprachige Wikipedia für 24 Stunden den Zugang zu seinen Seiten blockiert - aus Protest. Normalerweise fühlt sich das Online-Lexikon strikt der Neutralität verpflichtet. Doch es sieht durch zwei US-Gesetzentwürfe das freie Internet bedroht.
Von Sabine Müller, HR-Hörfunkstudio Washington

Bisher war das Thema eher etwas für politische Experten und Internet-Freaks, aber jetzt bekommt es die Aufmerksamkeit der Massen. Denn dass die englischsprachige Ausgabe des Online-Lexikons Wikipedia für 24 Stunden dicht macht, merken Millionen Menschen. Genauer gesagt etwa 25 Millionen - so viele Besucher hat die Webseite jeden Tag. Diese erfahren jetzt, was SOPA und PIPA sind, die Kurznamen der Gesetze, mit denen schärfer gegen Copyright-Piraten vorgegangen werden soll.

Die Gegner der Gesetze streiten nicht ab, dass es ein Problem gibt. Aber ihrer Meinung nach gehen die Gesetzentwürfe viel zu weit. Die Gefahr sei, dass ganze Webseiten wegen ein paar schwarzer Schafe schließen müssten und Innovation abgewürgt werde. "Mit solchen Gesetzen wäre das Videoportal YouTube nie groß geworden, es wäre nach wenigen Monaten dicht gemacht worden", sagt Markham Erickson. Er macht mit seiner Firma Net Coalition Lobbyarbeit für große Internetfirmen wie Google, eBay oder Yahoo. Laut aktueller Gesetzeslage sind Seiten wie Youtube nicht haftbar für Copyright-Verstöße ihrer User, solange sie die beanstandeten Inhalte herunternehmen, wenn sie dazu aufgefordert werden.

Googlestartseite 18.1. USA
Die neuen Gesetze würden das deutlich ändern: Gerichte könnten es Anzeigekunden und Bezahlsystemen wie PayPal verbieten, Geschäfte mit Webseiten zu machen, auf denen Piraten-Material gefunden wird. Suchmaschinen dürften diese Seiten nicht mehr aufführen, und in einem letzten Schritt könnte der Zugang zu entsprechenden Seiten komplett blockiert werden. Das sei Zensur und gefährde das hohe Gut der Meinungsfreiheit, argumentieren die Gesetzesgegner. Sie haben in den vergangenen Wochen und Monaten heftige Online-Proteste organisiert.


US-Abgeordnete wanken 

Wikipedia bleibt offline 

 

Wikipedia macht seine Ankündigung wahr: Aus Protest gegen ein geplantes US-Gesetz geht die englischsprachige Version des Lexikons offline. Auch andere Online-Dienste schließen sich der Aktion an. Einige US-Abgeordnete beginnen schon, an den umstrittenen Gesetzen zu zweifeln.

Streik im Internet: Die englischsprachige Version des Online-Lexikons Wikipedia ist für einen Tag vom Netz gegangen. Die Macher der Web-Enzyklopädie protestierten damit gegen zwei geplante US-Gesetze, die im Kampf gegen Raubkopien im Internet drastische Maßnahmen wie Netzsperren vorsehen. Auch viele andere Websites wie Google beteiligten sich an dem Protest, gingen aber nicht offline. Einen koordinierten Widerstand in dieser Größenordnung gab es im Internet noch nie. Unterdessen scheint die Unterstützung im US-Kongress für die Gesetze allmählich zu bröckeln.


Kritiker argumentieren, dass mit der geplanten Infrastruktur missliebige Inhalte zensiert und Internet-Anwender gegängelt werden könnten. An ähnlichen Einwänden waren im vergangenen Jahr auch Netzsperren-Pläne in Deutschland gescheitert. Hierzulande standen allerdings nicht Urheberrechtsverletzungen im Fokus, sondern der Kampf gegen die Kinderpornografie. Die verbotenen Inhalte sollen jetzt direkt gelöscht werden, damit Netzsperren nicht mehr notwendig sind. Die Musik- und Filmindustrie setzt sich allerdings auch in Europa weiterhin für Sperren gegen Raubkopien im Netz ein.

Bei Wikipedia wurde anstelle der üblichen englischsprachigen Einträge eine dunkle Seite mit einer Protest-Erklärung angezeigt. Google platzierte unter seinem Suchfenster den Link zu einer Online-Petition gegen das Gesetz. Für Nutzer in den USA war das bunte Google-Logo mit einem schwarzen Viereck verdeckt. Ganz vom Netz gingen auch das populäre Netzwelt-Blog "Boing Boing" und das Online-Netzwerk Reddit. Die Homepage der Blog-Plattform WordPress war voller schwarzer Blöcke mit der Aufschrift "zensiert".

Zwang zur Überwachung der Nutzer

In Deutschland sah man aus Solidarität unter anderem auf der Website der Grünen schwarz. Man wehre sich gegen "Politik, die unverhältnismäßig die Grundrechte einschränkt und eine Gefahr für den Informations- und Wissensaustausch bedeutet", hieß es dort. Offline ging auch das Netz-Blog Spreeblick. Die Piratenpartei kritisierte, das Gesetz würde Online-Dienste zur Überwachung ihrer Nutzer zwingen. Der Bundesvorsitzende Sebastian Nerz verglich die geplanten Maßnahmen in den USA mit der Netz-Zensur in China. Auch die Website der Piratenpartei war vom späten Vormittag an schwarz - mit einem virtuellen Taschenlampen-Lichtstrahl.
Webseite der Piratenpartei am 18.01.2012

 Die Kritiker werfen den Gesetzesinitiativen - SOPA (Stop Online Piracy Act) im Repräsentantenhaus und PIPA (Protect IP Act) im Senat - vor, die offene Struktur des Internets zu gefährden. In den Gesetzentwürfen ist unter anderem vorgesehen, den Zugang zu ausländischen Websites zu sperren, wenn dort illegal geschützte Werke angeboten werden. Dabei sollen die Internet-Provider beanstandete Websites über eine Manipulation des Domain Name Systems (DNS) quasi unerreichbar machen. Das DNS ist ein wichtiger Baustein in der Architektur des Netzes und übersetzt kryptische IP-Nummern in gängige Web-Adressen wie zum Beispiel nytimes.com.

"Große Sorgen über unbeabsichtigte Konsequenzen"

US-Senatoren beider Parteien scheinen ihre bisherige Unterstützung für die Gesetze derweil zu überdenken. Sechs Republikaner baten den demokratischen Mehrheitsführer in der Kongresskammer, Harry Reid, den Gesetzgebungsprozess zu verlangsamen, um den Entwurf zu überarbeiten, wie die "Washington Post" berichtete. "Wir hören immer deutlicher von Wählern und Betroffenen, dass sie sich große Sorgen über unbeabsichtigte Konsequenzen machen", schrieben die Senatoren.

Mit der geplanten Infrastruktur zur Blockade von Websites über eine DNS-Manipulation könne das Netz auch ohne Bezug auf Urheberrechtsverletzungen zensiert werden, fürchten die SOPA-Kritiker.

Mit dem 24-stündigen Blackout erreichten die Proteste von Netzaktivisten und Internet-Wirtschaft ihren Höhepunkt. Auch Branchen-Schwergewichte wie Facebook hatten sich offen auf die Seite der Kritiker gestellt, ohne allerdings mit einem Blackout gegen die geplanten Sperrgesetze zu protestieren. Dagegen unterstützt etwa der amerikanische Filmverband MPAA die Gesetzespläne.

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