Dienstag, 6. Dezember 2011

vom UNSINN "Zeitgeist" - Teil 11

 Der letzte Teil der Saga des Unsinns!


Aber zurück zum Film. Ursprünglich sei Jesus die Sonnengottheit einer gnostisch-christlichen Sekte, eine rein mystische Figur. Sonnenkult und Gnosis? Da muss der Altertumsgeschichte aber glatt was entgangen sein.

M.W. gibt es keinen Zusammenhang, und wenn doch ist er weit weniger als nur unbedeutend. Außerhalb von esoterischen Webseiten lässt sich da nichts Verwertbares finden. Mal wieder eine Fata Morgana. Zur Gnosis an sich kann man viel sagen, viel spekulieren, viel hineingeheimsen, weil sie ein antiker Vorläufer von moderner Esoterik ist. In ihr wird viel in Bildern und Analogien gesprochen, in den meisten Systemen ist die himmlische Seele gefangen in einem irdischen Leib. Die sichtbare Welt ist von einem „Demiurgen„, einem nachgeordneten „schlechten“ Gott erschaffen worden. Jesus wird meist als Sohn des guten, eigentlichen Gottes gesehen. Von manchen wird er als Christus gesehen, andere tun dies nicht. Das Alte Testament wird meist verworfen als Buch des Demiurgen! Die Gnosis war jedoch keine einheitliche Strömung, sondern setzte sich aus Dutzenden verschiedenen Versatzstücken zusammen. – Was das frühe Christentum aber bestimmt NICHT war, ist eine gnostische Religion! Es gibt im Neuen Testament manche Anklänge (Johannes-Evangelium!), aber da wurden eher die Begriffe der Gnosis genommen und „getauft“, in das eigene jüdisch-christliche Lehrgebäude eingebaut.



Aus dem gnostisch-esoterischen Jesus-Sonnenkult habe nun Konstantin beim ersten Nicänischen Konzil eine politisch-christliche Doktrin gemacht. DAS ist freilich zu viel der Ehre für Konstantin. In Nicäa ging es mitnichten um politische Fragen, sondern um eine Festlegung der Trinitätslehre, um die Frage, ob Jesus nur Mensch war, oder nur Gott, oder beides. Hochtheologisch, hochspeziell und Anlass eines unendlich langen Streits, den der Kaiser mit der Einberufung des Konzils und seinem Machtwort beenden wollte.

Es brauchte noch viel mehr, bis die Kirche zu DER Macht des Mittelalters wurde. Es brauchte die Völkerwanderung, den Zerfall des römischen Reiches, den Zusammenbruch ALLER Institutionen außer der Kirche. Und es brauchte Päpste und Bischöfe, die diese Chance für sich und ihre Kirche ergriffen. Geschichte, auch die Kirchengeschichte ist nie einlinig, ist nie monokausal, ist nie von vorne herein festgelegt. Geschichte ist ein lebendiger Organismus. Da gibt es nicht nur den einen, oder die wenigen, die agieren, die sagen, wo es lang geht, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Genauso wie Verschwörungstheorien der Gegenwart unverantwortlich simplifizieren, genauso geschieht es, wenn eine VT in die Vergangenheit projiziert wird.


[...] da ist der Film auch nicht besser als die frommen Erweckungsprediger aller Zeiten. Nur eben nicht kirchlich, nicht katholisch, nicht evangelikal, sondern astrologisch-esoterisch.
Esoterik verstanden als neuzeitliche Gnosis. Als Kreis der erleuchteten Adepten, die den Durchblick in der Welt und ihren Wirrungen haben, und die nun ihre „Erkenntnis“ (= Gnosis) an andere weitergeben. Meist für viel Geld, in kleinen Häppchen, damit so richtig eine Abhängigkeit zwischen den „Schülern“ und ihren „Gurus“ entsteht. 
DAS ist Kontrolle, DAS ist Macht, DAS ist „spiritueller Betrug“.




Es gibt 1000 Gründe, die gegen das Christentum, gegen seinen Gott und gegen seine Kirche sprechen: echte, auf Fakten beruhende Gründe. Die gibt es in solcher Wucht und Anzahl, dass es so billig konstruierte Scheinargumente, wie sie der Film dem unbedarften Beobachter um die Ohren knallt, absolut nicht braucht. Im Gegenteil: gerade weil sie vielfach falsch sind, erweisen sie sich in einer ernsthaften Debatte über den christlichen Glauben als völlig kontraproduktiv! Wie will man einem lächerlichen Argument aus den Geburtsgeschichten Jesu mit einer noch lächerlicheren Horus-Jesus-Plagiatsgeschichte ernsthaft begegnen?

Wie will man den christlichen und jüdischen Gottesvorstellungen und ihren mythischen Wurzeln begegnen mit astrologisch-esoterischen Spekulationen über die verschiedenen Zeitalter? Und wie kann angesichts des wechselvollen, mal koinzidierenden mal disparaten Ablaufs der Weltgeschichte ein intelektuell redlicher und denkender Zeitgenosse ernsthaft an einem großen Plan, der hinter allem steht, denken, geschweige denn davon sprechen?

Aber der Film MUSS übertreiben, er MUSS pauschalisieren, er MUSS den Teufel an die Wand malen, um Angst zu machen, um das Gefühl der Ohnmacht beim Zuschauer zu erzeugen, um auf SIE zu verweisen: die Gestalten im Hintergrund, die Männer, die alle Fäden ziehen, die heimlichen Herrscher seit der Zeitenwende.
SIE bestimmen eben doch über alles! Nein, tun sie nicht. Das ist ein primitiver Blick auf die Geschichte und die bestehenden Verhältnisse.


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Finales Resümee von mir:

Es gibt keine über alles herrschende Weltelite - wenn dann gibt es konkurierende Mächte, mehr oder weniger undurchsichtig, welche sich Grabenkämpfe um Meinung und Ressourcen liefern. Anderenfalls - unter der uneingeschränkten Herrschaft einer einzigen großen Gruppe - wäre unsere Welt längst eine andere. Gäbe es längst keine Kriege mehr, da man sowieso schon alles gewonnen hätte.

Richtig mag in Teil 2 und Teil 3 sein, dass unser Finanzsystem von hinten bis vorn einer Bande von Verbrechern dient und das WTC-Attentat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niederen Zwecken amerikanischer Kriegstreiber diente.....

doch alles darüber hinaus, was sich mit kabbalistischen Herleitungen und schwarz-weiß-Schablonierung erklärt..... ist nicht nachweisbare Spekulation und führt von den eigentlich sichtbaren Anhaltspunkten weg!

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